Bettina Hagedorn besucht Notunterkünfte für Flüchtlinge in Putlos

Veröffentlicht am 14.09.2015 in Veranstaltungen

Mit Annette Schlichter Schenck und Klaus Zorndt

Gemeinsam mit Annette Schlichter-Schenck und Klaus Zorndt vom SPD-Ortsverein Oldenburg habe ich am 12. September – nur 3 Tage, nachdem bundesweit die erschütternden Fernsehbilder von Flüchtlingen, die vor der geschlossenen dänischen Grenze u.a. auch in Puttgarden „gestrandet“ waren – die neue Flüchtlingsunterkunft auf dem Truppenübungsplatz Putlos besucht. Fast 800 Menschen, davon über 120 Kinder, waren dort innerhalb weniger Stunden am Dienstag und Mittwoch in der Wagrien-Kaserne versorgt worden, nachdem 500 Soldaten auf Geheiß des Bundesverteidigungsministeriums kurzfristig ihre Übung abbrachen und damit Platz in geeigneten Wohngebäuden schufen. Die Flüchtlinge, die überwiegend aus Syrien, dem Irak, Eritrea und Afghanistan kommen, sind hier schnell menschenwürdig untergebracht worden, die Infrastruktur mit Mensa, Küche, Sanitäreinrichtungen und Räumlichkeiten für ärztliche Untersuchungen, Kleidungsausgabe etc. ist hervorragend geeignet. Den Flüchtlingen sind die teils unglaublichen Strapazen ihrer Flucht spürbar anzumerken, gerade die vielen Familien mit Kindern sind dankbar für diesen Ort der Sicherheit. Aus Rücksicht auf die Angst der Flüchtlinge vor Repressionen gegenüber ihren Angehörigen in ihrer Heimat haben wir bewusst keine Fotos von ihnen gemacht.

Fotografieren durften wir aber den Vertreter der Polizei aus Burg, Herrn Femerling, der als „Chef“ für Sicherheit und Ordnung sorgt und uns bei unserem Rundgang ausführlich über die Lage, die Probleme und deren Lösung durch die gute Zusammenarbeit vor Ort informierte. Zum „Team“ der Problemlöser gehört auch Herr Schloer vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Neumünster und vor allem das Deutsche Rote Kreuz Göhl, dessen Mitarbeiter und Ehrenamtler in bewundernswertem Einsatz eine funktionierende Flüchtlingsunterkunft quasi aus dem Boden gestampft haben. Auch die Soldaten vor Ort haben tatkräftig mitgeholfen und z.B. die erforderliche Trennung zwischen militärischem und zivilem Bereich kurzfristig mit einem Zaun bewerkstelligt. Ganz besonderen Dank verdienen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sana-Klinik Oldenburg mit ihrer Pflegedienstleitung Beate Rinck, die innerhalb nur eines Tages die medizinische Erstversorgung, Material und Medikamente sowie eine Kinderambulanz bereitgestellt haben. Ärztinnen und Ärzte garantieren inzwischen auch die notwendigen Röntgenuntersuchungen, damit jedem Anfangsverdacht z.B. auf Tuberkulose begegnet werden kann. Alle arbeiten rund um die Uhr, um die Willkommenskultur in Putlos professionell und mit Herzblut umzusetzen. Danke!!!

Bettina Hagedorn mit Beate Rinck

Auf besonderen Wunsch des Roten Kreuzes haben Annette Schlichter-Schenck, Klaus Zorndt und ich den jüngeren Kindern eine große Kiste voll mit Straßenmalkreide und Seifenblasenspielen mitgebracht – die größeren Kinder spielten ausgelassen Fußball auf dem Rasen; vermutlich die beste „Medizin“, um die traumatischen Ereignisse der Flucht hinter sich zu lassen. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Notunterbringung in Putlos dank vieler engagierter, ehren- und hauptamtlicher Helfer so überragend geklappt hat. All diese Menschen sorgen dafür, dass die Flüchtlinge nicht im Freien oder in Zelten übernachten müssen. Und sie geben den Flüchtlingen ein klares Signal: Deutschland heißt willkommen!

Nicht vergessen sollten wir, dass diese große Zahl an Menschen binnen kürzester Zeit in Putlos untergebracht werden musste, weil die dänische Regierung kurzerhand beschlossen hatte, die Grenzen zu schließen, Züge zu stoppen und keine Flüchtlinge mehr ins Land zu lassen, obwohl diese Dänemark nur auf ihrem Weg nach Schweden durchqueren wollten. Dass die neue rechtsliberale dänische Regierung mit ihrem Ministerpräsidenten Lars Løkke Rasmussen die ablehnende dänische Haltung gegenüber den Flüchtlingen allen Ernstes mit den Vorbehalten gegen die Fehmarnbeltquerung auf deutscher Seite verglichen hat (siehe Kasten unten), empört mich besonders. Damit wurden die europäischen Werte der Solidarität und das hohe Gut der Reisefreiheit mit Füßen getreten. Das reiche Dänemark – das dortige Pro-Kopf-Einkommen liegt sogar über dem in Deutschland – verweigert sich offenbar ideologisch motiviert der Hilfe für Flüchtlinge. Das ist eine Schande.


„Ebenso wie die Bundesregierung den dänischen Vorbehalt in der Flüchtlings- und Asylpolitik respektiert, so respektiert die dänische Regierung die rechtlichen Vorbehalte, die es auf deutscher Seite zurzeit in Umweltfragen in Verbindung mit der Fehmarn-Verbindung gibt. Die Bundeskanzlerin und ich stehen voll zum Fehmarn-Projekt, aber gegenwärtig liegt der Ball bei der schleswig-holsteinischen Landesregierung.“

Lars Løkke Rasmussen, dänischer Ministerpräsident, am 28. August in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Kanzlerin Merkel in Berlin


Wenn dieselbe Regierung für sich in Anspruch nimmt, mit dem 10-Mrd.-Projekt Beltquerung und reichlich EU-Zuschüssen „Europa enger zusammenbringen“ zu wollen, so kann man nur sagen: Wer Europas Werte zugunsten nationaler Egoismen derartig missachtet, der wird diesen angerichteten Schaden gewiss nicht mit Beton reparieren können. Dass die entkräfteten Menschen nach langer Flucht vor Krieg und Zerstörung in ihrer Heimat jetzt mit Schiffen von Deutschland in ihr Zielland Schweden gefahren werden müssen, ist einerseits paradox und andererseits ein symbolträchtiges Bild dafür, dass Dänemark sich mit seinem Vorgehen von den Nachbarn isoliert und Schiffe vielleicht eher geeignet sind, um den europäischen Werten zu entsprechen, als Betonbauwerke der Gigantomanie. Dass die rechtsliberale dänische Regierung zusätzlich die Kieler Landesregierung für die zeitlichen Verzögerungen der Planfeststellung des von ihr geplanten Belttunnels verantwortlich macht, ist obendrein eine dreiste Verdrehung der Tatsachen: nur weil Femern A/S offenbar stümperhaft geplant und Umweltbelange nicht ausreichend berücksichtigt hat, wird sie jetzt ihre Planungen korrigieren müssen – damit hat Dänemark selbst die beklagten Zeitverzögerungen zu verantworten.

 

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