16.01.2019
Foto: Andreas Amann
Im Deutschen Bundestag findet am Donnerstag, den 17. Januar 2019, ab 9 Uhr auf Antrag der SPD-Bundestagsfraktion eine feierliche Sonderveranstaltung anlässlich des 100. Jahrestages der Einführung des Frauenwahlrechts statt. Sprechen werden aus diesem Anlass die beiden ehemaligen Frauenministerinnen Rita Süßmuth (CDU) und Christine Bergmann (SPD).
Bettina Hagedorn: „Das Jubiläum ´100 Jahren Frauenwahlrecht` erinnert an den letztlich 1918 erfolgreichen Kampf mutiger Frauen für die Einführung des Frauenwahlrechts als Grundvoraussetzung für demokratische Teilhabe und Selbstbestimmung. Mit dem Wahlrecht für die Frauen zogen 1919 auch erste weibliche Abgeordnete in die Parlamente ein und waren fortan couragierte Vorkämpferinnen nicht nur für mehr Gleichberechtigung in Deutschland, sondern immer auch für sozialen Fortschritt und Frieden: Im Februar 1919 hielt die Sozialdemokratin Marie Juchacz, als erste Frau eine Rede im Parlament, in der sie mutig für mehr Frauenrechte stritt. Neben ihrer Arbeit als Abgeordnete gründete sie in den 20er Jahren die Arbeiterwohlfahrt in Deutschland. Darum ist es wunderbar, dass es seit dem 02. Januar 2019 eine Sonderbriefmarke des Finanzministeriums für 70 Cent zu kaufen gibt, die mit einem historischen Foto von Marie Juchacz an dieses 100. Jubiläum erinnert.“
Am 12. November 1918 wurde das Frauenwahlrecht in Deutschland endgültig eingeführt. Diesem Ereignis vorausgegangen waren jahrzehntelange Kämpfe aller Flügel der Frauenbewegung um das aktive und passive Wahlrecht. Viele Frauen und einige Männer hatten für dieses Recht gestritten; sie wurden zuerst ignoriert, dann belacht und schließlich bekämpft. Diesen Vorkämpferinnen war es zu verdanken, dass sich mit der Reichstagswahl am 19. Januar 1919 die Idee einer Demokratie für Alle endlich durchsetzen konnte.
Hagedorn weiter: „Es waren auch Frauen mit der SPD-Abgeordneten Elisabeth Selbert an der Spitze, die 1948 in unserem Grundgesetz gegen massiven Widerstand den Artikel 3 durchsetzten: ‚Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.‘ Es war ein Meilenstein, der der Gleichberechtigung damit Verfassungsrang gab. Aber auch 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts ist die Gleichberechtigung keineswegs vollendet. Die Welt braucht dringend mehr weibliche Durchsetzungskraft für ein PLUS an sozialem Zusammenhalt, für Initiativen für Abrüstung und Frieden. Auch im Deutschen Bundestag war der Anteil weiblicher Abgeordneter schon einmal höher als heute: Lag er in der vergangen Legislaturperiode noch bei 36,5 Prozent, schrumpfte der Frauenanteil nach der Wahl 2017 auf nur noch knapp über 30 Prozent. Insbesondere die Fraktionen der AfD (10,6 Prozent), FDP (22,5 Prozent) und auch der CDU/CSU (20 Prozent) zeigen ein ungleiches Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Abgeordneten. Der Frauenanteil in der SPD-Bundestagsfraktion beträgt immerhin 41,8 Prozent. Daher wünsche ich mir einen neuen Aufbruch von starken Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen und damit auch in der Politik!“
Zuvor wurde im Historischen Museum in Berlin am 12. November 2018 im Rahmen eines Festaktes im Beisein von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel auf Einladung von SPD-Familienministerin Dr. Franziska Giffey feierlich das Jubiläum „100 Jahre Frauenwahlrecht“ begangen. Als parlamentarische Staatssekretärin von Finanzminister Olaf Scholz übergab Bettina Hagedorn dort die Erstprägungen der 20-Euro-Gedenkmünze „100 Jahre Frauenwahlrecht“ in Sterling-Silber, die ab dem 17. Januar 2019 im Handel erhältlich sind, offiziell an die Bundesministerin Dr. Franziska Giffey sowie an die ehemaligen Bundesfamilienministerinnen Prof. Dr. Rita Süssmuth, Prof. Dr. Ursula Lehr, Christine Bergmann, Manuela Schwesig und Katarina Barley.
Zum Hintergrund:
Die Sonderbriefmarke zu „100 Jahre Frauenwahlrecht“ ist seit dem 02. Januar 2019 im Handel erhältlich. Das Design stammt von Frank Philippin (Brighten the Corners) aus Aschaffenburg.
Sonderpostwertzeichen „100 Jahre Frauenwahlrecht“
Gestaltung Postwertzeichen: Frank Philippin / Brighten the Corners / Aschaffenburg
Foto: ullstein bild
Text: Dr. Kerstin Wolff; Archiv der deutschen Frauenbewegung (AddF)